Dienstag, Juni 16, 2009

Ein guter Artikel

zum Beschwichtigungsverhalten von Hunden:

New York/Wetzlar
(pte/15.06.2009/12:20) - Es gibt keinen "schuldigen Hundeblick", der
Hundebesitzer darüber informiert, ob ihr Vierbeiner tatsächlich etwas
angestellt hat oder nicht. Das unterwürfige Verhalten des Hundes ist
vielmehr dessen Reaktion auf die aggressive Körpersprache des Besitzers,
berichtet die Verhaltensforscherin Alexandra Horowitz vom New Yorker Barnard
College http://www.barnard.edu im Journal
Behavioural Processes. Die Neigung, oberflächliches Verhalten eines Tieres
mit menschlichen Haltungen zu beschreiben, wird als Anthropomorphismus
bezeichnet. So glauben Menschen fälschlicherweise, bei Tieren höherstehende
Emotionen wie Schuld oder Reue zu entdecken. "Dass Hunde ein schlechtes
Gewissen hätten, entspringt allein den ethisch-moralischen Vorstellungen des
Menschen", bestätigt auch die Tierverhaltenstherapeutin Heidi Bernauer-Münz
gegenüber pressetext.

Die US-Forscherin bat Versuchspersonen, ihren Hunden einzuschärfen, dass sie
bei ihrer Abwesenheit einen mit Leckerbissen gefüllten Fressnapf nicht
anrühren sollten. Nach kurzem Verlassen des Zimmers teilte man manchen
Probanden mit, ihr Hund habe gefressen, anderen, er habe sich korrekt
verhalten. Das stimmte jedoch in vielen Fällen nicht mit der Realität
überein. Einen "schuldigen Blick" glaubten in Folge am ehesten diejenigen
Hundebesitzer bei ihren Tieren zu erkennen, die sie wegen des verbotenen
Fressens gerügt hatten. Hunde, die jedoch in Wahrheit der Versuchung
erfolgreich widerstanden hatten, wurden von ihren falsch informierten
Besitzern als noch schuldiger dreinblickend empfunden als die Tiere, die
tatsächlich genascht hatten.

"Hunde sind andauernd damit beschäftigt, Nuancen des Verhaltens ihres
Besitzers zu lesen. Ein Blick genügt ihnen um zu wissen, dass Ärger auf sie
zukommt, besonders bei aggressiver Körpersprache des Menschen", so
Bernauer-Münz. Das Repertoire des Hundes, darauf zu reagieren, reiche vom
Ducken und Abwenden des Blickes, Pinkeln oder Pföteln, bis hin zum Wurf auf
den Rücken. Solches Verhalten bezeichne jedoch kein schlechtes Gewissen,
sondern sei vielmehr Signal der Unterwürfigkeit als Reaktion auf das
aggressive Verhalten des Besitzers. Hunde könnten aber in bestimmten Fällen
sehr wohl ermessen, dass sie etwas riskiert haben. "Wird ein rangniedriger
Wolf auf dem Lieblingsplatz des Leittiers von diesem erwischt, so macht er
sich klein und beschwichtigt sicherheitshalber, um keine Auseinandersetzung
zu riskieren." Gleiche Prozesse der Unterwürfigkeit seien auch beim Menschen
zu beobachten. "Wer von seinem Chef dabei überrascht wird, wie er auf dessen
Sessel sitzt, wird auch verlegen nach Ausreden suchen wie: ,Ich wollte den
Stuhl nur Mal ausprobieren'", so Bernauer-Münz.

Viele Hundebesitzer wüssten ohnehin, dass ihre Tiere in gewissen Situationen
beschwichtigen wollen, schätzt die Tierverhaltenstherapeutin. Problematisch
werde es, wenn man dies verkenne und dem vermeintlichen "schlechten
Gewissen" des Hundes noch Nachhilfe erteilen wolle. "Einige Menschen
glauben, in gewissen Situationen dem unterwürfigen Verhalten ihres Tieres
noch eins drauf setzen zu müssen, etwa mit Schlägen. Der beschwichtigende
Hund versteht die Welt nicht mehr, da er doch zur Vermeidung einer
Auseinandersetzung richtig reagiert hat. Er fühlt sich in die Enge getrieben
und greift zur Notwehr." So könne sich ein Hundehalter durch fehlendes
Verständnis der Körpersprache seines Tieres einen Biss einholen, gibt
Bernauer-Münz zu bedenken.

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