Montag, Oktober 21, 2013

In unserem Viertel

(das ist das Viertel der Klinik was ich damit meine) gibt es viele Menschen die in eher einfachen Verhaeltnissen leben. Die Haeuser wurden 1970 gebaut, viele Menschen die aus Suedspanien kamen um Arbeit im Grossraum Barcelona zu finden siedelten sich hier am Stadtrand an. Mit den Jahren wurden sie aelter, die Kinder zogen aus. In anderen Wohnungen zogen neue Mieter ein, die meisten kleinen Laeden mussten schliessen weil vor 3 Jahren ein Supermarkt aufmachte, und so gibt es unten in den Hochhauesen nur noch Kneipen und Friseursalons. Wenn man die Krise kennenlernen will, die Spanien heimsucht, dann ist man bei uns im Viertel richtig. Viele Leute haben inzwischen die Arbeit verloren, manche Familien haben gar kein Einkommen mehr, andere leben alle zusammen von der Pension der Oma, aber dazwischen gibt es auch noch ganz geregelte Existenzen, die ein normales untere Mittelschichtsleben mit normalen Arbeistverhaeltnissen leben. Die Menschen kennen einander, jeder weiss ueber jeden Bescheid, oft wohnt man schon seit 30 Jahren im gleichen Hochhaus und hat die Kinder aufwachsen sehen. Und auch wenn man aus Deutschland denkt, dass hier alle Menschen kein Herz fuer Tiere haetten, so ist dem gar nicht so. Viele der Nachbarn haben Hund oder Katz, und viele haben diese adoptiert oder gefunden. Unsere Nachbarn bringen Brot fuer die Esel, gekochtes Futter fuer Dana, Kleiderspenden zum Verkauf auf dem Flohmarkt um Geld fuer den Tierschutz einzunehmen. Sie holen unsere hospitalisierten Hunde zum Spazierengehen ab, finden verwundete Katzen oder aus dem Nest gefallene Vögel und schleppen sie zu uns. Doch man merkt auch, wie das Geld fuer die Versorgung der eigenen Tiere knapp wird und oft grundlegende Gesundheitsversorgung nicht geleistet werden kann.
Heute am spaeten Abend, als ich in der Klinik war um unsere hospitalisierten Tiere zu versorgen, kam eine Nachbarin an. Ihre Tochter hatte vor nur wenigen Tagen ihren Hund bei uns operieren lassen, und nun wollte sie am Sonntagabend Rat und Hilfe fuer eine Huendin von Nachbarn. Die Nachbarn sind eher destrukturierte Menschen, die Kinder, einen Rueden und eine Huendin und kein Geld haben. So wie ihre Beschreibunge klingt fehlt es auch noch an mehr als nur an Geld. Die Huendin ist alle 6 Monate schwanger und kriegt Welpen, sie selber ist keine 4 kg schwer. Sie schaffen nicht, beide Hunde zu trennen wenn sie laeufig ist, vielleicht verkaufen sie auch die Welpen, wer weiss das schon. Heute abend ging dann unter den Nachbarn die Nachricht um, dass es der Huendin nicht gut ginge. Und so kam dann die Nachbarin zu mir um Rat zu kriegen was sie der Huendin bringen könne. Schwer eine Diagnose fuer ein Tier zu finden was man nicht sieht....und dann per Telefon mit den Tieraerzten redend, die Klinik ist ja auch am Wochenende geschlossen. Wir haben ihr dann mit den paar Infos die wir hatten alle Tips gegeben die wahrscheinlich sind, und, da die Leute weder willens noch in der Lage waren sie zu einer Notfallklinik zu bringen, ist die Frau in eine Nachtapotheke gefahren um Medikamente zu kaufen und ihnen zu bringen, wir haben Welpenmilch geschenkt und Vitamintabletten, und andere Nachbarn haben dann spaeter alles zu der Familie gebracht.
Die Nachbarn ueberlegen ob sie nicht zusammenlegen um die Huendin kastrieren zu lassen, aber so ganz klar ist auch nicht, ob die Familie dem zustimmen wuerde.
Hoffentlich geht das alles gut, als ich abends nochmal mit der Nachbarin telefonierte schien es besser zu gehen, und wahrscheinlich wird sie sie morgen in der Klinik vorbeibringen.


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